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Tatort Dorfweiher. |
Jagen, jagend, gejagt
Das Licht der Sonne jagt über das
Weizenfeld, verfolgt von Wolkenschatten. Die Jagd wird erst enden,
wenn das Land im Schatten liegt. Licht, Schatten, Licht, Schatten,
Schatten, Schatten. Nur nicht müde werden. Schatten wachsen und
holen das Licht ein. Noch aber ist die Jagd nicht zu Ende.
Die Frau jagt über das Weizenfeld,
verfolgt von einem Mann. Die Jagd wird erst enden, wenn die Frau
unter ihm liegt. Atem, schneller Atem, nach Luft ringen. Frau, Mann,
Frau, Mann, Mann, Mann. Mord. Nur nicht müde werden. Männer siegen
und besiegen Frauen. Noch aber ist die Jagd nicht zu Ende.
Das Licht der Sonne erreicht das Dorf,
jagt über den Kirchturm, die Zeiger der Uhr blitzen auf. 16 Uhr.
Auch der Schatten erreicht das Dorf, bedeckt einen Mann, der vor dem
Gasthof steht, jagt weiter, während der Mann zur Kirchturmuhr
hinaufblickt. 16 Uhr. Wenn sie wieder nicht zuhause ist, bringe ich
sie um, damit endlich Schluss ist mit den Lügen, mit den Geschichten
von einem Mann, der sie verfolgt, sobald sie das Haus verlässt. Der
Schatten jagt das Licht der Sonne, das Wasser des Dorfweihers
funkelt nur einen Augenblick.
Der Mann jagt die Frau, das Wasser des
Dorfweihers stoppt die Jagd. Nach Luft ringen, Luft, Hände, Hände,
die hinabziehen, hinab ins Gras, Hände, die suchen, Haut, Beute,
während ein anderer Mann hinter der Kirche in eine enge Gasse
abbiegt, Schritte, Kopfsteinpflaster, wenn sie wieder nicht zuhause
ist.
Sie liegt im Gras, irgendwo liegt sie
im Gras, mit einem Mann, am Dorfweiher, wo viele im Gras liegen?
Auszug aus "Von klugen Tauben und dummen Falken-Kurze Geschichten über Tiere und Mörder"