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Dienstag, 13. Dezember 2016

Intimizid

Die meisten Frauen sterben im eigenen Haushalt?

Fast täglich wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner umgebracht. Und was fällt dazu einem "Angstforscher" ein, der vorgestern in der "Bild am Sonntag" zitiert worden ist? Borwin Bandelow dies: "Häusliche Gewalt hat es immer gegeben. Die Gewalt, die von Flüchtlingen ausgehen könnte, wissen wir noch nicht richtig einzuschätzen. Immer wenn eine neue Gefahr droht, haben Menschen mehr Angst als die tatsächliche Gefährdung rechtfertigt."

Obwohl man offensichtlich alles erforschen kann, kann ich nicht so recht erforschen, was dieser 64-Jährige sagen will. Logisch gedacht könnte er meinen: Je mehr Frauen demnächst von Flüchtlingen umgebracht werden, desto geringer wird die Angst vor Flüchtlingen.

Gilt das auch, wenn Flüchtlinge nur ihre eigenen Frauen umbringen oder müssen dazu Flüchtlinge auch die deutschen Frauen umbringen, die von deutschen Männern noch nicht umgebracht worden sind? Je mehr Sterbehilfe, desto geringer die Angst, weil es auch Sterbehilfe schon immer gegeben hat?

Vielleicht ist Borwin Bandelow aber auch gar kein Angstforscher. Denn Angst ist stets etwas Diffuses, häusliche Gewalt aber ist konkret. Fast 130 000 Anzeigen hat es deswegen voriges Jahr in Deutschland gegeben. Die Dunkelziffer ist hoch, weil viele Frauen Angst haben, ihre Furcht öffentlich zu machen. 

Gewalt im unmittelbaren Umfeld nennen Wissenschaftler "Intimizid". Dieser Begriff müsste eigentlich mit Verdunkelungsgefahr übersetzt werden...




Mittwoch, 9. November 2016

Stimme für Frauen

In allen Medien in ausgezeichneten Beiträgen

Hannover. Wie steht es um die mediale Darstellung von Frauen und Mädchen in Deutschland, in Europa, in der Welt? Welches Geschlechterbild wird vermittelt, welche Themen kommen im Fernsehen, im Hörfunk oder online zur Sprache? Mit dem Juliane-Bartel-Medienpreis hat Niedersachsens Sozial- und Gleichstellungsministerin Cornelia Rundt heute Abend Autorinnen und Autoren ausgezeichnet, deren Fernseh-, Hörfunk- oder Online-Beiträge ein differenziertes und geschlechtergerechtes Bild von Frauen und Männern zeichnen oder geschlechterspezifische Probleme schildern. Zum dritten Mal werden auch Videoclips prämiert.

„Unsere Preisträgerinnen und Preisträger geben Frauen eine Stimme und statten ihre Rollen mit gesundem Menschenverstand und Klugheit aus. Sie beleuchten kulturell geprägte Geschlechterbilder und stellen Gewohntes in Frage. Das ist leider nicht selbstverständlich, aber umso preiswürdiger. Die Autorinnen und Autoren solcher Medienbeiträge tragen so zu einem differenzierten Bild von Frauen bei", sagt Niedersachsens Sozial- und Frauenministerin Cornelia Rundt. Mit Blick auf die Medienproduktionen betont die Ministerin, dass diese immer noch stark männlich geprägt seien. „Ich wünsche mir einen größeren Anteil von Frauen in Entscheidungspositionen bei den Sendeanstalten als Abbild der sozialen Realität, aber auch mehr Frauen als Produzentinnen oder Drehbuchautorinnen. Damit verbinde ich die Hoffnung auf eine größere Rollenvielfalt."

Aus insgesamt 140 Bewerbungen aus den Bereichen Fernsehen, Hörfunk und Internet wurden heute Abend die Preisträgerinnen und Preisträger geehrt. Der Juliane Bartel Medienpreis ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert und wird in Kooperation mit dem NDR und der Niedersächsischen Landesmedienanstalt verliehen. Er ist nach der Journalistin Juliane Bartel (1945 - 1998) benannt, die als gradlinige, kritische sowie humorvolle Person für einen fairen und glaubwürdigen Journalismus steht.

Ausgezeichnet wurden:

  • Kategorie Fernsehen, Fernsehfilm und -serie:

Titel: „Leberkäseland"

von Nils Willbrandt

ARD Degeto, 88:51 min.

Istanbul 1962. Die dreifache Mutter Latife feiert ihre bestandene Aufnahmeprüfung an der Uni. Doch ihre akademische Laufbahn endet, bevor sie begonnen hat. Denn ihr Mann Burhan soll die Zahnarztpraxis seines verstorbenen Vaters in Deutschland weiterführen. Für die freigeistige Latife bedeutet dieser Wechsel ins kleinstädtische Moers einen Rückschritt in enge traditionelle Verhältnisse mit Schlager, Gebäck und Leberkäse. Doch sie gibt nicht auf. 14 Jahre später ist ihre deutsche Welt eine andere. Ihre Töchter sind zu modernen, emanzipierten jungen Frauen herangewachsen, sie selbst hat ihren Doktor für Mathematik der Universität Köln in der Tasche und freut sich auf eine Professur, während Burhan weiter Zähne zieht.

Der auf dem Roman 'Tante Semra im Leberkäseland' von Lale Akgün basierende Film erzählt mit großem Einfühlungsvermögen und viel Humor aus dem Leben einer türkischen Einwanderer-Familie, die ihrer Zeit und der deutschen Gesellschaft weit voraus ist. Angesiedelt zwischen Bosporus und Rhein in den 60er und 70er Jahren, entfaltet sich hier eine erfreulich ungewöhnliche Integrationsgeschichte, kommt doch eine großbürgerliche Familie mit kemalistisch-atheistischem und feministischem Hintergrund in die deutsche Kleinstadt.

Der Film überzeugt in seinen differenzierten Figuren, den selbstironischen Kommentaren der Ich-Erzählerin, der filmischen und schauspielerischen Klasse, der Detailgenauigkeit bei der Originalmusik und liefert ein toll erzähltes Beispiel für gelungene Integration und Emanzipation.

  • Kategorie Fernsehen, Dokumentation, Reportage, Feature, Magazinbeitrag ab 10 Minuten Länge:

Titel: „Der Jungfrauenwahn"

von Güner Yasemin Balci

ZDF, 86 min.

Was bedeutet es, muslimisch zu sein und in einer freien Gesellschaft zu leben? Wie verträgt sich die Herkunftskultur der Eltern mit den eigenen Wünschen? Welchen Stellenwert hat das Gebot der Jungfräulichkeit für junge Menschen aus Einwandererfamilien? Die in Berlin-Neukölln als Tochter türkischer Einwanderer aufgewachsene Journalistin und Filmemacherin Güner Yasemin Balci hat sich schon früh mit der Frage befasst, warum es immer wieder ihre muslimischen Nachbarn sind, die ihren Kindern das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben verwehren. Der Psychologe Ahmad Mansour, die Anwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ates, die Femenaktivistin Zana Ramadani und die junge Studentin Arife Yalniz sind die Protagonistinnen des Films. Welchen Preis mussten sie persönlich zahlen, um frei zu sein und welche Strategien und Antworten haben sie zur Praktizierung eines zeitgemäßen Islam?

In ihrem subjektiv erzählten Film bekommt die Journalistin und Filmemacherin Güner Yasemin Balci sehr persönliche Antworten auf existentielle Grundfragen für alle, die als Muslime in demokratischen Gesellschaften leben wollen. Sie beleuchtet mithilfe ihrer Protagonist*innen sowie Zitaten aus dem 900 Jahre alten, nach wie vor maßgeblichen 'Buch der Ehe' plausibel die durchgehende Sexualisierung des Alltags mithilfe von Jungfrauenwahn und Verschleierung, die Überforderung durch das Leben zwischen zwei Kulturen für Frauen und Männer, das System von moralischem Druck und kompromissloser Ausgrenzung gegenüber allen, die sich nicht den Regeln beugen.

Güner Yasemin Balci begibt sich auf eine ebenso spannende wie überzeugende Entdeckungsreise aus der Innensicht. Der Film wird so zu einer komplexen Auseinandersetzung mit den Positionen des Islam zu den Themen Frau und Sexualität. Er formuliert nach Generationen- und Geschlechterzugehörigkeit differenzierte Antworten, die erschreckende und Mut machende Ansichten eröffnen. Ruhig und unaufgeregt, legt der Film gesellschaftliche Befunde dar, lotet Konsequenzen aus und entwickelt Perspektiven. Informativ und ermutigend - ein toller Beitrag zu einem hochaktuellen Thema!

  • Kategorie Fernsehen, Dokumentation, Reportage, Feature, Magazinbeitrag bis 10 Minuten Länge:

Titel: „Bangladesch: Die mutigen Surferinnen von Cox's Bazar"

von Gábor Halász

ARD, 6:38 min.

In Cox's Bazar im Süden von Bangladesch besuchen junge Mädchen wie Sumi eine Surfschule. Sie müssen sich diese Freiheit schwer erkämpfen, denn in der konservativ islamisch geprägten Gesellschaft haben Frauen kaum Rechte und werden schon mit 14 Jahren verheiratet. Nasima ist 18 Jahre alt und Mutter. Sie gehörte zu den besten Surferinnen des Landes. Doch seit sie verheiratet ist, spielt sich ihr Leben nur noch zu Hause ab, streng kontrolliert durch den Ehemann. Sumi will Ärztin werden und nur einen Mann heiraten, der ihr das Surfen erlaubt - noch wird sie von ihren Eltern dabei unterstützt.

In knapp sieben Minuten gelingt Gábor Halász eine emotional anrührende Reportage über Surferinnen im islamisch geprägten Bangladesch, die sich ihre Sehnsucht nach Freiheit von traditionellen Rollenbildern und der Übermacht gesellschaftlicher Konventionen nicht kaputt machen lassen wollen und nach einer eigenständigen selbstbestimmten Perspektive streben. Der Auslandskorrespondent findet für die zugleich deprimierende und ermutigende Reportage tolle Protagonistinnen und die richtigen Worte, um den kämpferischen Frauen von Cox's Bazar den nötigen Raum für ihr zutiefst berechtigtes Anliegen zu bieten.

  • Kategorie Hörfunk:

Titel: „Krank und schlank - Gelbe Karte für Antibabypillen der 3. und 4. Generation"

von Henriette Wrege

rbb kulturradio, 55:29 min.

Die moderne Antibabypille ist zu einem Lifestyle-Produkt geworden, mit dem junge Mädchen Akne und überflüssige Pfunde bekämpfen. Diese Pillengeneration steht aber auch unter dem Verdacht, junge Frauen krank zu machen, sogar zu töten. Weltweit sind entsprechende Klagen anhängig, allein in den USA zahlte der Bayer-Konzern bereits über 2 Milliarden Dollar Schadenersatz.

Henriette Wrege präsentiert in ihrem investigativen Hintergrundfeature zu den Antibabypillen der 3. und 4. Generation aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und schildert die Auseinandersetzung von konzernkritischen Organisationen mit Bayer und Tochterunternehmen. Sie belegt die massiven, teils tödlichen Folgen der Einnahme, setzt sich mit dem begrenzten Regelungswillen von Bundesregierung und Berufsverbänden auseinander und geht der Veränderung der Pille weg von der Verhütung hin zu einem Lifestylemedikament zur Selbstoptimierung nach, das jede Menge Profit bringt. Sie bilanziert den Stand der Schadenersatzklagen weltweit.

Der Beitrag greift ein vor allem für junge Frauen enorm wichtiges Thema auf und positioniert sich klar gegen die Profitorientierung des Bayern Konzerns.

  • Kategorie Onlinevideos:

„Dating ohne Date"

https://vimeo.com/153969390

von Nana Heitmann und Jonas Völpel

Eine Multimediareportage über Christine Wagner und Gianni Bettuce, die eine Familie entgegen der klassischen Vorstellung auf freundschaftlicher Basis gründen. Beide leben in gleichgeschlechtlichen Beziehungen und wollen zugleich Mutter und Vater für ein gemeinsames Kind sein. Sie wollen zeigen, dass Frauen und Männer gemeinsam für ein Kind da sein und es erziehen können, auch ohne eine feste Beziehung zu haben.

Auszeichnung

„Fairsprechen"

https://www.youtube.com/watch?v=UnB0hIWuclw&feature

vom Interkulturellen Frauen und Mädchen Gesundheitszentrum HOLLA e.V.

Ein Film von elf- und zwölfjährigen Mädchen, die sich wünschen, auch in der Sprache fair vorzukommen. Eine Schulklasse kommuniziert in dem Beitrag sowohl in geschlechtergerechter und unter anderem in „männlicher" Sprache. Die Schülerinnen und Schüler wollen somit auf den alltäglichen Umgang mit der Sprache aufmerksam machen.

Erst wenige Stunden vor der Preisverleihung hat die Fachjury ihre Diskussion beendet und sich auf die Siegerbeiträge geeinigt. In diesem Jahr waren dabei:

  • Denise M'Baye (Schauspielerin)
  • Ilka Eßmüller (Moderatorin RTL-Nachtjournal)
  • Julia Fritzsche (Radio- und Fernsehjournalistin)
  • Andreas Neumann (Leiter „ARD Aktuell", Radio Bremen)
  • Heide Oestreich (Redakteurin Geschlechterpolitik, taz)
  • Nils Pickert (Journalist und Autor)
  • Anja Reschke (Journalistin und Moderatorin, NDR

Montag, 24. Oktober 2016

Nackt und frei

Unglaublich schöne Aufnahmen

Caroline Mackinthosh, aufgewachsen in Südafrika, ist eine Fotografin aus Los Angeles, die sich nackt am freiesten fühlt. Ihre Fotos von nackten Schönheiten sind faszinierend, das Video über Nackte, die in einem See in Südafrika schwimmen, ist wunderschön. 

Entdeckt habe ich die Seiten, auf denen ihre Arbeit vorgestellt wird, heute bei einer google-Stöberei zu einem ganz anderen Thema. Aber diese Suchmaschine stupst einen gelegentlich an, wenn man es gar nicht vermutet.

Der Klick zu einem Mackintosh-Video 

Weitere Informationen über diese Fotografin 

Sonntag, 16. Oktober 2016

Die Venusfalle

Auf der CeBIT in Hannover

Als Zeitung, die etwas auf sich hält, hält die "Berliner Zeitung" ("BZ") laut Kurzbrief an die Leserinnen und Leser auf Seite 2 nichts von Erotik-Messen. Die sind demnach langweilig und keineswegs sexy. Und finden deshalb auch in Berlin statt, das bekanntermaßen arm und sexy ist? 

So weit, so Vorspann meines Kommentars, der sich im Folgenden mit der Frage beschäftigt, warum in der heutigen "BZ"-Sonntagsausgabe trotzdem vier Seiten mit einer Reportage über die Erotikmesse "Venus" gefüllt werden. 

Zu dieser nach "BZ"-Einschätzung langweiligen Veranstaltung ist nicht nur die Redakteurin Sarah Borufka gegangen (getragen worden?), sondern auch der Berliner Comic-Zeichner Alex Wohlrab, der angeblich froh war, als er die Messe "wieder verlassen konnte". 

Bis dahin zeichnete er eine Table-Dancerin, die von Männern fotografiert wird, zwei Messebesucherinnen mit ihrem Lieblingsmodell Micaela Schäfer, eine Frau, die Lust spielt, einen Mann, der mit Kamera vor einer Frau hockt, eine Bühnenshow und einen männlichen Stripper.

Ist das nicht etwas zu viel Aufwand für die Verbreitung von Langeweile? Hätte ein Einspalter auf den Sex-Anzeigen-Seiten der "BZ" nicht gereicht, auf denen die Redaktion auch kein Desinteresse heucheln könnte?

Ich erinnere mich noch sehr gut an Tandem-Fallschirmabsprünge mit zwei nackten Frauen als Werbung für eine Erotik-Messe in Hannover. Nach der Landung hat sich eine weiterhin nackte Niederländerin namens Destiny mit mir unterhalten als sei sie bekleidet. 

Ich erzählte ihr, dass nebenan gerade die Computermesse CeBIT stattfindet. Da wollte sie hin - ein Kamerateam von RTL auch. Destiny verhüllte sich, wir mogelten uns mit ihr in eine Messehalle, dort machte sie an einem Messestand einen Table-Dance, bis wir hochkantig rausflogen. 

Das war spannend...Nicht der Table-Dance, das Reinschmuggeln, die erstaunten Gesichter von Messebesuchern, meine Gespräche mit einem Sicherheitsbeauftragten, der nicht begriff, was gerade geschah. Wir hatten viele in eine Venusfalle gelockt.   

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Das Schweigen

Der Elite-Partner

Achten Sie auch heute auf Schleichwerbung in der "Bild"-Zeitung. Die veröffentlicht auf Seite 1 nämlich eine Umfrage von Elitepartner, bei der es um die Frage geht, was Männer und Frauen ihrem Partner verschweigen. Demnach sind Männer bei wichtigen Fragen verschwiegener als Frauen. Nur bei Klamotten sind Frauen wesentlich gesprächiger als Männer. Was jeder Mann bestätigen kann.

Besonders schweigsam sind Männer dieser Umfrage zufolge, wenn es um den Porno-Konsum und um andere Frauen geht. Finden sie eine andere Frau attraktiv, binden sie das ihrer Partnerin nicht auf die Nase. Da bin ich irgendwie anders.

Wenn in der Zeitung eine Frau abgebildet wird, die angeblich schön ist, dann widerspreche ich gedanklich sofort. Immer finde ich meine erste Ehefrau schöner. Mir hat schon so manche Frau vorgeworfen, dass ich geradezu ins Schwärmen komme, wenn ich über sie spreche. 

Aber ich bin auch kein Elitepartner.   

Montag, 3. Oktober 2016

Pflegehinweise

Für CDU-Kaninchen

Wir arbeiten wundervoll zusammen. Versichert Bundeskanzlerin Angela Merkel als CDU-Parteivorsitzende der "Bild am Sonntag". Wunderbar ist demnach der CDU-Generalsekretär Peter Tauber, der dieser Tage gesagt hat, er habe ein Papier aus seinem CDU-Kreisverband Main-Kinzig gekannt, aber nicht mitverfasst. Nicht mitverfasst hätte er also die "Pflegehinweise für das Kaninchen" aus dem Jahre 2006.

Klingt erst einmal glaubwürdig, denn die CDU ist kein Kaninchenzucht-, sondern ein Kanzler-Wahlverein. Doch mit dem Kaninchen ist die damalige Geschäftsführerin Höhne-Weigl gemeint. Die Pflegehinweise sind Mobbing-Anleitungen. "Bild" hat diese Anleitungen am 1. Oktober so zusammengefasst: Das Opfer sollte über seine Rechte getäuscht werden. Das Opfer sollte mürbe gemacht werden. Das Opfer sollte bestraft werden.

Klingt das wundervoll? Man kann nur hoffen, dass Merkels Lob der Zusammenarbeit wieder einmal nur als Ankündigung eines Rauswurfes gemeint ist...

Donnerstag, 15. September 2016

Beschissene Idee?

Sex mit der "Ex"

"Trennungen sind hart. Finanzieller Wagemut, abnorme Gewichtsschwankungen und peinliche Gefühlsausbrüche sind nur einige der fatalen Nebenwirkungen. Gefangen zwischen himmelhochjauchzend (endlich ist es vorbei!) und zu Tode betrübt (Oh Gott, es ist vorbei), sind wir oft dazu verleitet, fragwürdige Entscheidungen zu treffen. Besonders weit verbreitet dabei, und besonders schlimm: Sex mit der/dem Ex. Warum neigen wir dazu, auf Liebschaften zurückzugreifen, wenn die davor doch so spektakulär gescheitert sind?"


"Er muss nicht lange fragen oder suchen, er weiß bereits, was Ihnen gefällt."


Und morgen schmunzeln wir gemeinsam über etwas anderes.

Hier weiterlesen (für alle ab 18)

Sonntag, 11. September 2016

Wenn der Vater

Nur ein virtueller Vater ist

Steigt in Deutschland die Zahl der Analog- und der Virtuell-Väter, wobei unter Analog die wirklichen Väter und unter Virtuell die eingebildeten Väter zu verstehen sind, die von Frauen aus materiellen Gründen erwählt werden, damit es das Kind bis zur lukrativen Scheidung gut habe? Der Verdacht besteht.

Und zwar deshalb: Eine Frau hat zur gleichen Zeit Sex mit zwei oder mehr Männern, sie wird schwanger und kann eigentlich nur raten, wann und mit wem das passiert ist. Doch das muss für sie nicht schlimm sein. 

Die ganz Kecken überlegen sich, welcher Mann die meiste Kohle hat und beglücken ihn mit dem Kind. Dieser Virtuell-Vater ist meistens ahnungsloser als der Analog-Vater. Was ebenfalls nicht schlimm sein muss. 

Wenn die Männer, die mit dieser Frau zur gleichen Zeit Sex hatten, die mütterliche Entscheidung aus Ahnungslosigkeit oder aus anderen Gründen akzeptieren, hat es das Kind zumindest gut, die Frau irgendwann auch, wenn sie die aus materiellen Gründen geschlossene Beziehung wieder löst. Nur der Ahnungslose ist der Dumme. Nach der Scheidung blecht er für eine Frau, die ihn analog betrachtet immer nur hinter das virtuelle Licht geführt hat.

Das klappt, wenn die Frau schweigend den Sex mit mehreren Männern genießt und sich nie verplappert. Wenn sie das tut, dann meistens gegenüber dem Analog-Vater. Den mag sie nämlich irgendwie doch...Aber nur, wenn er dem Virtuell-Vater keinen reinen Wein einschenkt. Denn reiner Wein würde nach der Scheidung ihr sorgenfreies Leben gefährden. 

Samstag, 20. August 2016

Lentz schon da

Fremdsteher auch?
Detektiv mit einer Erfolgsquote von 90 Prozent

"Bild" lügt heute auf Seite 1: Laut Schlagzeile jagen Detektive Fremdgeher, abgebildet werden aber Fremdsteher. Wahrer wird es auch nicht auf Seite 3. Dort werden Fremdsitzer ins Bild gerückt. 

Eltern, die ihren Kindern nicht früh genug gesagt haben, dass sie etwas Vernünftiges lernen sollen, werden sich jetzt wohl damit abfinden müssen, dass der Frankfurter Chefdetektiv Marcus Lentz 30 Mitarbeiter hat. 

Wer in der Schule nicht aufgepasst hat, muss eben später auf Frauen und Männer im Urlaub aufpassen. Drei bis fünf Tage Bewachung kosten übrigens zwischen 3000 und 5000 Euro. Bedeutet: Die dümmsten Bauern ernten auch in diesem Frankfurter Detektivbüro die dicksten Kartoffeln - und das mit einer Erfolgsquote von 90 Prozent. 

Männliche Fremdgeher werden laut Marcus Lentz häufiger erwischt als weibliche Fremdgeherinnen, mögen sie stehen oder sitzen, Frauen sind einfach raffinierter, die haben im Urlaub stets eine Alibi-Freundin dabei. 

Kenne ich aus einem Urlaub am Schwarzen Meer. Ich bin dort ohne Alibi-Freund gewesen, die Schweizerin, die nachts an meine Zimmertür klopfte, hatte eine Alibi-Freundin dabei. Dass sie verheiratet ist, verriet mir diese Fremdgeherin erst Tage später - neben mir am Wasser sitzend. Dieses Geständnis hielt ich für einen Scherz, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass eine tolle Frau aus der Schweiz einen Schweizer heiratet. War aber kein Scherz. 

Montag, 25. Juli 2016

Toll für Frauen

Sie mag meine Geschichten.
Endlich ein Porno mit Handlung

15. Juli 2016. Ich mag es nicht, wenn Frauen leiden. Viele leiden unter Pornos, die keine Handlung haben, berichten die Medien immer wieder. Jetzt nicht mehr, hoffe ich. Denn ich habe den ersten Porno mit Handlung geschrieben. Deswegen heißt er auch: "Kein Porno ohne Handlung".

Die "geilen Geschichten" sind erst seit wenigen Stunden im Kindle-Shop. Die ersten Bestellerinnen haben sie bereits gelesen. Ob meine Geschichten wahr sind, tut hier nichts zur Porno-Sache. Erregend sind sie aber, so dass sich keine Frau mehr unnütz erregen muss.

25. Juli 2016. Eine Printausgabe gibt es nun auch bei Amazon. 

Weitere Informationen für Erwachsene

Dienstag, 5. Juli 2016

Der Bikini

Kann ich so an
den Strand gehen?
Erfindung eines Maschinenbauingenieurs

„Der Bikini ist so klein, dass er alles über die Trägerin enthüllt bis auf den Geburtsnamen ihrer Mutter!“ Dieser Satz stammt von einem Maschinenbauingenieur, der vor 70 Jahren in einem Pariser Schwimmbad seine Erfindung vorgestellt hat, die vom Vatikan sogleich als "Sünde" eingestuft wurde. Das war vor 70 Jahren, als Louis Réard aus Nichts nicht viel machte. 

In Mode kam der Bikini aber erst in den 68-ern, als auch die weiblichen people in motion waren und nicht mehr viel Zeit für alles Verhüllendes hatten. Die Hüllen fielen nun auch in Schwimmbädern und an Stränden. Nicht einmal Friedensbewegte störten sich daran, dass der Bikini nach dem Bikini-Atoll im Pazifik benannt worden war. Dort testeten die USA seit dem 30. Juni 1946 Atombomben.

Dafür, für den Vatikan - und für die Geburtsnamen der Mütter von Bikini-Mädchen interessierte sich niemand, es galt der Sponti-Spruch "Nichts wissen macht nichts." 

  

Samstag, 2. Juli 2016

Vitalina

Vitalina von hinten. 
Aus Irland folgt mir bei Twitter

Dagegen kann ich nichts haben. Vitalina aus Irland folgt mir jetzt bei Twitter. Bei dem Aussehen von hinten und von vorne darf sie gern alles lesen, was ich durch die Internet-Welt zwitschere.

Die Isländer spielen bei der Europameisterschaft in Frankreich zwar den besseren Fußball, aber auch als Mann kann man nicht immer alles haben.

Wenn auch Sie mir bei Twitter folgen wollen, können Sie das gern hier tun: www.twitter.com/peter_tjaden   
So sieht Vitalina übrigens ihrem eigenen Foto zufolge von vorne aus. Auch nicht schlecht.

Für Neid gibt es keinen Grund, sie folgt mir nur bei Twitter...

Sonntag, 19. Juni 2016

Die Angst wächst

Massenmord in Orlando-Gewalt in Berlin 

"Wir müssen immer aufpassen, immer auf der Hut sein. Auch in Berlin werden Schwule auf der Straße zusammengeschlagen." Sagt heute Bob Young in der "BZ am Sonntag" nach dem Massenmord in Orlando.

40 Prozent finden es "ekelhaft", wenn sich Schwule in der Öffentlichkeit küssen. Steht in einer aktuellen Studie der Leipziger Universität. Vor zwei Jahren sind es 20 Prozent gewesen. 

Soll das Versteckspiel wieder beginnen, bevor es beendet worden ist? Was läuft falsch im Sexual-Staate Deutschland? Haben wir nicht aufgepasst, wenn sich prominente Schwule geoutet haben und gefeiert wurden wegen ihres Mutes? Hätten wir da nicht sofort ganz locker fragen sollen: Warum soll das mutig sein, ich erzähle als Mann doch auch nicht jedem, dass ich Frauen mag?

Was uns jetzt noch fehlen würde, wären wieder Basta-Moralisten. Männer lieben Frauen, Frauen lieben Männer. Basta. Und ein katholischer Priester erklärt alles andere für heilbar, während Evangelikale von Teufelszeug sprechen und die Zeugen Jehovas Aids als "Schwulen-Seuche" bezeichnen. Das haben wir schon zur Genüge, mehr brauchen wir davon nicht. Wir brauchen weniger davon, viel weniger bis gar nichts. 




Dienstag, 10. Mai 2016

Die kleinen Luder

Parkbänke machen alles mit.
Ein Loblied auf die Frechen

Heute Morgen habe ich bei der Suche nach einem Schriftstück einen Brief aus einem Papierstapel gezogen, der mit "Dein kleines Luder" unterschrieben war. Langsam kam die Erinnerung wieder an eine blonde Schönheit in Mini-Rock und knappem Top, die neben mir auf einer Parkbank sitzend behauptete, wenn es um Sex gehe sei sie experimentierfreudiger als ich. 

"Warum erzählst du mir das und woher willst du das wissen?", fragte ich sie. Sie antwortete: "Warum wohl?" Warum wohl bekamen wir nach einem Disco-Besuch in einem Waldstück, und ich musste zugeben: Es war etwas dran an ihrer Behauptung. Eine falsche Tatsachenbehauptung konnte ich ihr nicht vorwerfen, als sie auf mir sitzend ihre blonden langen Haare zurückwarf.

Jahre später schrieb sie mir den "Luder-Brief", vergessen hatte sie mich also nicht. Bis dahin hatte ich weitere "kleine Luder" kennengelernt, eine brachte mich sogar aus der Fassung. Nicht, weil sie ein "kleines Luder" war, sondern weil sie behauptete, ich sei eifersüchtig, wenn sie ohne mich um die Häuser ziehe. Das hätte sie wohl gern so gehabt.

Mit einem "kleinen Luder" verbrachte ich so viel Zeit im Badezimmer meiner Eltern, dass keine Zweifel mehr daran bestehen konnten, was wir hinter verschlossener Tür trieben. Als wir jedoch in die Küche zurückkehrten, taten meine Mutter und mein Vater so, als hätten sie uns gar nicht vermisst. 

Doch irgendwann platzte meinem Vater der Kragen. Als ich einen Besuch in weiblicher Begleitung ankündigte, gab er mir die eindeutige Anweisung: "Sag mir, wie sie heißt. Ich komme mir immer so dämlich vor, wenn ich denke, du bringst eine Frau mit, die ich schon kenne, und dann kenne ich die Frau gar nicht." Das leuchtete mir ein. Das war nicht gut.

Aber sonst freuten sich die "kleinen Luder" und ich, wenn die anderen nicht gut fanden, was wir taten. Je mehr sie sich aufregten, desto besser. Wir gönnten uns ja sonst nichts...

Damals wusste ich gar nicht, dass es auch zu jener Zeit Leute gab, die sich als Sektenmitglieder auf den Weltuntergang freuten, also auch auf die Vernichtung der "kleinen Luder". Einige dieser Leute kehrten diesen Sekten inzwischen den Rücken, weil die Welt nicht untergegangen ist und beschweren sich nun darüber, dass sie belogen worden seien als sei der Weltuntergang ein erstrebenswertes Ziel. Diese Aussteiger-Rücken sind bestimmt nicht so entzückend wie die Rücken der "kleinen Luder".

Merke: Du darfst frech sein, wenn man sich auch sonst immer auf dich verlassen kann. Denn "kleine Luder" lügen nicht.     

Montag, 2. Mai 2016

Unvergänglich

Beziehungen, zu denen ein Lied gehört

"Ti amo": Sie sitzt schräg vor mir, hat einen Taschenspiegel in der Hand, beobachtet mich. Nach der Schulstunde drückt sie mir einen kleinen Zettel in die Hand. Auf dem steht "ti amo". Dieses Lied spielen sie bei unserem ersten Rendezvous auch in einer Szenekneipe. "Ist das Zufall?", fragt sie.

Gehört ein Lied zu einer Beziehung, dann vergisst man weder Lied noch Beziehung.

"I swear": Die Kinder auf der Rückbank singen dieses Lied aus dem Autoradio mit. Wir sind auf dem Weg nach Essen zu einer Demo gegen Ausländerfeindlichkeit. Anschließend fahren wir nach Köln, ich trage den Jungen auf meinem Rücken die Treppe zur Domplatte hoch. Die Mutter sagt: "Du tust dem Jungen gut."

"So long, Marianne": Sie liegt nackt neben mir auf dem Bett, hat eine Platte von Leonhard Cohen aufgelegt. Wir necken uns mit Wortspielen über Sex.

"A whiter shade of pal": Wenn sie auf mich zu hottet, spüre ich ihre Brustwarzen unter ihrer Bluse, die mich berühren. Sie schaut mich schelmisch an. "Ist was?" "Nö", sage ich.

Hat eine Beziehung kein Lied, vergisst man sie schnell wieder.

"Manchmal, aber nur manchmal haben Frauen ein kleines bisschen Haue gern", singen Sohnemann und ich, als die Mutter mit ihrem Kind schimpft.

"Wenn dir jemand schwört, dass er dich liebt, es keinen anderen Menschen für dich gibt, wirst du es dann glauben oder nicht, wirst du dich entscheiden für das Licht? Steh auf..."Das erste Mal sehe ich sie in Bochum. Bei einem Seminar. Sie geht plötzlich. Das zweite Mal sehe ich sie bei einem Seminar in Hannover. Wir gehen zu mir. Sofort. Sie spricht von Selbstmord. Ich ziehe sie zu einem Spiegel, sie soll sich betrachten, um zu sehen, wie schön sie ist. Danach sitzen wir in der Badewanne. Sie wäscht ihre blonden Haare. Macht einen glücklichen Eindruck, ruht in sich.

"Amsterdam": Sie ist bei einer Redaktionskonferenz in meine kleine Welt gekommen, ruft mich am nächsten Tag an, will mich wiedersehen. Wir können nicht voneinander lassen. 

"Hello": Endlich hat sie den Fernseher ausgemacht, das Smartphone beiseite gelegt. "So besser?", fragt sie. Ich könnte sie stundenlang betrachten, werde nicht schlau aus ihr. Doch das muss ich auch nicht.  






  

Freitag, 22. April 2016

Die enthemmten Deutschen

Dieses Buch hat 396
Seiten - 400 wären
zu viel gewesen. 
Von der neuen Lust an Vernasch-Werken

Pitsch. Linke Hand. Patsch. Rechte Hand. Pitsch. Linkes Bein. Kratz. Rechtes Holzbein. So ist die 38-jährige Frauke eigenen Angaben zufolge einem Mann "auf allen vieren" ins Schlafzimmer gefolgt. "Ich gehorchte. Plötzlich hatte ich ein ledernes Halsband um...", diktierte die Barchefin völlig entfesselt Buchautor Gerhard Haase-Hindenberg in den Notizblock, aus dem morgen das Buch "Die enthemmten Deutschen. Von der neuen Lust am Sex" wird. Meldet heute die "Bild"-Zeitung auf der ganzen Seite 7. 

Ob die Geschichten ganz oder völlig frei erfunden sind, müssen die beiden Leserinnen entscheiden, die dieses Vernasch-Werk kaufen. "Du bist schon wieder nackt unterm Rock, du kleine läufige Ehestute!" ist zwar ein Satz mit mehreren Fehlern aus dem Tierreich, dafür aber der übliche Sprachgebrauch von Erich, der angeblich in der Unterhaltungsbranche arbeitet, wenn er nicht kleine und dazu auch noch läufige Ehestuten "befingert und verbal anheizt", wofür sich die beiden oben erwähnten Leserinnen sicherlich ebenfalls begeistern können. 

Zwischendurch heizt die "Bild"-Zeitung durch die Statistiken der "enthemmten Deutschen" und teilt der staunenden Leserschaft mit, dass 25 Prozent der Frauen Sex mit zwei Männern wollen, während sich 57 Prozent der Männer Sex mit zwei Frauen wünschen. So wird das nichts. 

Dabei können flotte Dreier durchaus zu überwältigenden Erlebnissen führen, wenn seine Gattin zu zweit ist, wie der 61-jährige Diplom-Kaufmann Dieter über ein Abenteuer seiner Frau mit einem gewissen Max zu berichten weiß: "Er öffnete ihre Bluse, und da sie keinen BH trug, hatte er ihre Brüste direkt vor sich." Da es Dieter an anatomischem Grundwissen mangelte, geschah - als er davon erfuhr - dies: "... (der Bericht von Max) am Telefon machte mich schier wahnsinnig vor Geilheit."

Diesem Diplom-Kaufmann will Gerhard Haase-Hindenberg Gerüchten zufolge ein eigenes Werk mit dem Titel "Die Ahnungslosigkeit des Erich die Brüste seiner Frau betreffend" widmen. 

"Die enthemmten Deutschen" hat 396 Seiten, der ahnungslose Erich soll 400 Seiten bekommen. Bis dahin bekomme ich vielleicht mehr als zwei Leserinnen für mein e-book "Ich packe mein Buch". Das ist viel erotischer. Hier klicken      

Sonntag, 17. Januar 2016

Köln ist überall

Sexuelle Gewalt ist Alltag in Deutschland

"Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist ein Riesenproblem in Deutschland - und zwar quer durch alle Schichten und Nationalitäten. 60 Prozent der deutschen Frauen haben schon sexuelle Belästigung erlebt. Übergriffe wie jetzt in Köln muten - so zynisch es auch klingt - fast harmlos an..." Schreibt heute Sebastian Pfeffer in der "Bild am Sonntag" (BamS). Von 1000 Vergewaltigungen werden, heißt es weiter in der BamS, 10 Prozent angezeigt, 7,7 Prozent der angezeigten Täter werden verurteilt, drei Prozent der Beschuldigungen sind falsch.

Dass Frauen nach einer Vergewaltigung schweigen, ist also die Regel. Dass Frauen - wie nach der Silvesternacht in Köln - zur Polizei gehen, wenn sie sexuell belästigt werden, ist neu. Dafür dürfte es mehrere Gründe geben: Medien haben diese Übergriffe als "Schande" bezeichnet. So wurde den belästigten und vergewaltigten Frauen der Rücken gestärkt, sie mussten sich nicht mehr vor anzüglichen Fragen fürchten. Man glaubte ihnen und jeder Versuch, ihnen eine Mitschuld in die Schuhe zu schieben, wurde im Keim erstickt. Plötzlich waren sich alle einig: "So etwas macht man nicht."

Hat man früher aber zumeist ungestraft gemacht (siehe oben). Vergewaltigungen wurden sprachlich als "Vergewohltätigungen" verharmlost, Polizeibeamte und Richter behaupteten Signale der Frauen und konstruierten so eine Mitschuld der Opfer. Gefragt wurde nach der Kleidung, nach Alkoholkonsum und nach zweideutigen Einladungen. Ein Nein reichte nicht. 

Ein Nein ist auch zukünftig nicht ausreichend. Die Bundesregierung will das Sexualstrafrecht verschärfen, aber so weit soll der Schutz von Frauen vor sexuellen Übergriffen doch nicht gehen. Überraschungsangriffe sollen zwar verboten werden, aber wenn eine Frau nicht völlig wehrlos ist, ist sie weiterhin vor peinlichen Fragen auf dem Polizeirevier und vor Gericht nicht gefeit.

Noch schlimmer sieht es bei Kindern aus, die sexuell missbraucht werden. Ein minderjähriges Opfer muss bis zu acht Erwachsene informieren, bis es mit Gehör rechnen darf. Sexueller Missbrauch von Kindern ist schrecklicher Alltag in Deutschland - und nicht nur hier. Auch dagegen muten die Übergriffe in Köln fast harmlos an, würde Sebastian Pfeffer nun schreiben. 

Stimmt aber nicht. Zur Verharmlosung der Übergriffe in Köln besteht ebenso wenig Anlass wie zu alt bekannten Rufen nach mehr Polizei. Die gibt es immer, wenn Schreckliches passiert und sich das Schreckliche häuft, größere Sicherheit wird aber nur vorgegaukelt. Das ist verantwortungslos und Geschwätz, das wir jedem Politiker und jeder Politikerin sofort wieder untersagen sollten, damit sie es sich auf ihren Phrasen nicht bequem machen können. Zu Zeiten von Bundeskanzler Helmut Schmidt und den RAF-Morden ist der Politik auch nicht viel mehr eingefallen.

Innere Sicherheit gibt es nur, wenn sich alle an bestimmte Regeln halten. Von diesen Zeiten sind wir (noch) weit entfernt. Der Schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch in seinem Wahn - das hat sich, seit Friedrich Schiller "Die Glocke" schrieb, nicht verändert - und gilt auch für alle, die nun wieder nur eins wollen: ihr politisches Süppchen kochen, damit es auch den Wählerinnen und Wählern munde, deren Geschmacksnerven schon lange abgestumpft sind.

Kein Millimeter den Rechtsradikalen, den Rechtspopulisten und den Scharfmachern, hat vor kurzem noch so mancher Politiker getönt, der nun Zentimeter für Zentimeter diesen Kreisen entgegenkommt.

Wie lächerlich der Ruf nach mehr Polizei ist, kann auch an den bisherigen Ungereimtheiten in Köln klar gemacht werden: Erst hieß es, die Silvesternacht sei ruhig verlaufen, dann war angeblich klar, dass die Täter aus Nordafrika und arabischen Staaten kamen, dann sollten doch auch ein paar Flüchtlinge dabei gewesen sein, dann führte die Spur zur organisierten Kriminalität in Düsseldorf, dann waren die Übergriffe doch nicht organisiert, sondern eher ein Zufallsprodukt, dann wieder von Düsseldorf aus organisiert, Antanzen war neu, dann schon seit langem bekannt, dann kamen auch Deutsche und ein Amerikaner als Täter in Frage, dann wurden zumindest Iraker und Syrer als Täter ausgeschlossen, die seien kaum kriminell...Nach Qualität klingt das nicht.